Gute Gesundheit ist zunächst in einer angemessenen Ernährung und einer gut funktionierenden Verdauung begründet. Nach tibetischer Erkenntnis ist die Primärursache bei zwei Drittel aller chronischen Krankheitsbilder eine latente Verdauungsstörung bzw. eine unzureichende Aufspaltung der Nährstoffe.
Die Verdauungshitze (der wesentlichste Aspekt der Tripa-Energie) ist bei vielen Menschen zu schwach. Kalte Getränke, Salate, Rohkost oder Süßigkeiten senken die Verdauungshitze zusätzlich. Wird die Verdauungshitze zu schwach, kann die Nahrung im Verdauungsprozess nicht vollständig verbrannt werden. Die Nährstoffe werden nicht vollständig aufgespalten, was die weitere Verwertung erschwert und den Körper zusätzlich belastet. Ein großer Teil der aufgenommenen Nahrung gelangt oft fast unverdaut in den Darm, was sich in Form von Auftreibungen oder Blähungen äußern kann. In der Folge entwickelt der Körper Mangelsymptome auf Grund fehlender Nährstoffe und Spurenelemente. Die Einnahme von Vitamin- und anderen Aufbaupräparaten ist dabei ohne gleichzeitige Unterstützung der Verdauungshitze keine dauerhafte Hilfe.
In selteneren Fällen kann die Verdauungshitze auch zu hoch sein, was ebenfalls zu Mangelerscheinungen und einer allgemeinen Auszehrung des Körpers führen kann.
Der erste Schritt in der Therapie ist in jedem Fall eine Überprüfung und ggf. Änderung der Essgewohnheiten und hier muss der Patient aktiv am Heilungsprozess mitarbeiten, statt sich nur auf die Einnahme der verschriebenen Kräuter zu beschränken. Dies stellt auch das größte Hindernis für einen dauerhaften Heilungsprozess dar, da wir nur ungern bereit sind, unsere eingefahrenen Essgewohnheiten grundlegend zu ändern. Für einen ernsthaft angestrebten langfristigen Heilungserfolg ist dies jedoch unerlässlich.
Schon Sokrates sagte: „Wenn jemand Heilung sucht so frage ihn zuerst, ob er in Zukunft bereit ist, die Ursachen seiner Krankheit zu meiden“.
Die eigentliche medizinische Behandlung stützt sich vorrangig auf die Einnahme von natürlich vorkommenden Kräutern und Zutaten statt auf chemische Präparate mit ihren oft starken Nebenwirkungen.
Die Verabreichung tibetischer Kräuterpräparate ist insbesondere erfolgreich bei der Behandlung chronischer Leiden wie Rheuma, Arthritis, Hepatitis, Gelbsucht, Geschwüren, Nebenhölenentzündung, Depressionen, Angstzuständen und anderen Problemen im Zusammenhang mit dem Nervensystem.
Die Zusammenstellung der Heilkräuter (sowie auch der empfohlenen Nahrungsmittel) erfolgt entsprechend dem Geschmack der Zutaten. Dem liegt zu Grunde, dass die Nahrungsmittel ebenso wie die Körpersäfte aus den fünf Elementen zusammengesetzt sind. Dabei ergibt z.B. die Kombination von Erd- und Wasserelement einen süßen Geschmack, Erde und Feuer einen saueren, Wasser und Feuer einen salzigen, Wasser und Luft einen bitteren, Feuer und Luft einen scharfen, Erde und Luft einen herben Geschmack.
Durch geeignete Kombinationen dieser sechs Geschmacksrichtungen der Heilkräuter kann damit gezielt den Disharmonien des Energiesystems entgegengewirkt werden. Somit unterdrückt die tibetische Medizin nicht nur die Symptome einer Krankheit, sondern setzt bereits an deren zu Grunde liegender Ursache an, ist also gleichermaßen vorbeugend wie heilend und dabei frei von Nebenwirkungen.
Wegen der Betonung des Geschmacks ist es bei der Einnahme der tibetischen Medizin wichtig, diese langsam zu zerkauen und nicht einfach zu schlucken. Durch die Entfaltung des (manchmal gewöhnungsbedürftigen) Geschmacks der Pillen werden verschiedene Sekretionen im Mund und im Verdauungstrakt angeregt, wodurch der Körper verschiedene Enzyme produziert und so die Energien schließlich selbst ausbalancieren kann. Dabei ist nicht nur der vorrangige Geschmack, sondern auch der Nachgeschmack der Kräuter von Bedeutung.
Die tibetische Medizin kennt auch externe Therapieformen, falls die Kräuterbehandlung alleine nicht ausreicht, etwa Moxibustion oder Schröpfen. Auch die tibetische Massage ist eine immer beliebtere und sehr effiziente Möglichkeit, die Energien zu harmonisieren und Blockaden der Energiebahnen aufzulösen.
Innerhalb der tibetischen Medizin werden keine chrirugischen Eingriffe ausgeführt. Sollten wir wirklich eine Operation benötigen sind wir bei einem westlichen Arzt in jedem Fall besser aufgehoben.
Wir brauchen uns also nicht kategorisch für einen einzigen medizinischen Ansatz zu entscheiden. Die verschiedenen Systeme und Traditionen der Welt haben alle ihre Vorzüge und Beschränkungen und sind hilfreich für bestimmte Arten von Problemen. Im Idealfall können sie sich auch wunderbar ergänzen. Beispielsweise sprechen einige Arten von Krebs in frühen Stadien recht gut auf tibetische Medizin an, aber längst nicht alle. Aber auch bei einer westlichen Krebsbehandlung kann tibetische Medizin unterstützend wirken und zumindest helfen, die Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu mildern.